Kategorie-Archiv: Frühjahrstagung

Zeitungsmuseum Wadgassen

Auf rund 500 m² zeigt das Deutsche Zeitungs­museum in Wadgassen [ca. 20 km westlich von Saar­brücken] aus 400 Jahren Zeitungsgeschichte Expo­nate zur historischen Entwicklung der Zeitung, ihrer Herstellung und ihrer Verbreitung. Zahlreiche Mit­mach­stationen laden ein; Sie können sogar selbst eine Zeitung drucken.

Yachthafen am Halberg

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Abb. 11: Der Yachthafen am Halberg. Foto: SR/R. Schmitt

Der Hafen mit seinen Yachten und Sportbooten liegt am Rande der St. Arnualer Wiesen, mehr oder weniger unterhalb des Halbergs. (Vgl. Abb. 11) Ein Altsaararm erinnert an den ursprünglichen Saarlauf, der 1969 begradigt wurde. Am Ende des verfüllten Altsaararms befand sich zu gallo-römischer Zeit eine Brücke, die den römischen Fernweg von Worms nach Metz über die Saar führte. Hier befand sich auch der römische „vicus saravus“ (das älteste Siedlungs­zentrum im heutigen Saarbrücker Stadtgebiet), von wo aus die Anhänger des Mithras-Kultes den Halberg (= „heiliger“ oder „Höhlen“-Berg) erklommen, hoch zu ihrer Kultstätte, einer Sandsteinhöhle, der Mithrasgrotte (deren Überreste man noch heute besichtigen kann).

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Abb. 12: Schloss Halberg. Foto: SR/P. D’Angiolillo

Seit 1959 „thront“ der Saarländische Rundfunk auf dem Plateau; der Intendant und die Geschäftsleitung „residieren“ seither im ehemaligen Stumm’schen Schloss, das nach dem Zweiten Welt­krieg zunächst als Residenz des französischen Militärgouverneurs Gilbert Grandval gedient hatte. Der Halberg – gewiss die kulturgeschichtlich interessanteste „Erhebung“ Saarbrückens! (vgl. Abb. 12)

X-mal so groß

Ja, das Saarland ist klein: genau gesagt 2.570 km² klein. Aber immerhin doch so auffällig, dass es häufiger als jedes andere Bundesland als Vergleichs­größe herhalten muss. Es sind nicht immer die erfreulichen Dinge, mit denen das Saarland verglichen wird. Mal ist z. B. die Fläche aller Funklöcher zusammengenommen größer als das Saarland oder mal sind Waldbrandgebiete so groß wie das Saarland, Ölteppiche, Erdbebengebiete oder was auch immer; die Liste ließe sich sicher noch fortsetzen.

Wandern

Das Wandern ist auch „des Saarländers“ Lust. Derzeit animieren 39 Premiumtouren im Saarland zu anspruchsvollen Wanderungen, während derer man in einer wohlverdienten Pause, mit einem „Käässch­meer“ [= Brot mit Kräuterquark] oder anderen Köst­lichkeiten in der Hand, die umgebende Natur genießen kann.

Wie gut und erlebnisreich man im Saarland wandern kann, zeigen die zahlreichen Preise, die viele Wege und Pfade bereits eingeheimst haben. Mit dem renommierten Titel „Schönster Wanderweg des Jahres“ dürfen sich der „Losheimer Felsenweg“, der „Los­heimer Schluchtenpfad“, die „Nalbacher Li­termont-Gipfeltour“ (alle Saarland) und der „Herr­steiner Mittelalterpfad“ (Rheinland-Pfalz / Huns­rück) schmücken. Und der „Schönste Fernwanderweg Deutschlands“ ist der „Saar-Hunsrück-Steig“. Also Wanderschuhe an – und los geht’s!

Verein

Was „der Saarländer“ am meisten schätzt, ist sei­ne Freizeit. Und diese teilt er gerne mit anderen, nicht zuletzt in Vereinen. Im Saarland gibt es die meisten Vereine pro Einwohner. Schätzungsweise ist jeder Saarländer durchschnittlich in dreieinhalb Verei­nen aktiv, ca. 400.000 Menschen sind „freiwillig engagiert“.

Unn („Saarländischer Dialekt“)

Der Einstieg in ein saarländisches „Schwätzje“ [= Gespräch] geht ungefähr so: „Unn?“ – „Ei jo, unn selbsch“? Mit „Unn“ möchte „der Saarländer“ wissen, wie es seinem Gegenüber so geht, ob es etwas Neues gibt – es ist die Universalfrage schlechthin. Und das „Ei“, das gehört meistens am Anfang aller Sätze dazu, einfach so.

Den saarländischen Dialekt gibt es nicht. Im Saarland werden sowohl rheinfränkische als auch moselfränkische Dialekte gesprochen. Die sog. „das-dat-Linie“ grenzt die beiden Dialekte voneinander ab. Diese Sprachgrenze verläuft nördlich von Saar­brü­cken an der alten Grafschaftsgrenze, das Köllertal hinauf in die Tholeyer Gegend zur mittleren Nahe und erreicht bei Boppard den Rhein. In einigen grenznahen Dörfern finden sich in lokalen Dialekten auch noch alemannische Spuren. In Saarbrücken hat sich ein eigenständiger „Dialekt“ entwickelt, der als „Saarbrigger Platt“ geläufig ist.

Die Nähe zu Frankreich schlägt sich in so manchen Nicht-Saarländern falsch anmutenden Formulie­rungen nieder. So sagt „der Saarländer“ z. B. „Ich hann kalt“ [= ich habe kalt = mir ist kalt], in Anlehnung an das französische „J’ai froid“.

Saar …

Saar-Politiker

Max Braun (1892-1945) war ein sozialdemokratischer Politiker und setzte sich nach der Macht­er­greifung der Nationalsozialisten Anfang 1933 aktiv mit der KPD und weiteren NS-Gegnern im Abstim­mungskampf gegen die Nationalsozialisten ein.

Seinen Mut, dem NS-Regime Widerstand zu leis­ten, musste er mit dem Leben bezahlen: Willi Graf (*1918). Er wuchs in einem streng katholischen Elternhaus in Saarbrücken auf. Bald wurde Graf Mit­glied der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ in München. Als bekennender Gegner des Hitler­-Regi­mes wurde er 1943 hingerichtet. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof St. Johann in Saarbrücken.

Er war einmal der mächtigste Mann der DDR. Die Rede ist von Erich Honecker. Der spätere DDR-Staats- und Parteichef wurde 1912 in Wiebels­kirchen (heutiger Stadtteil von Neunkirchen) als Sohn eines Bergarbeiters geboren und war schon früh akti­ves Mitglied in der KPD. Seine Bekanntschaft mit Walter Ulbricht eröffnete ihm eine Karriere im Zen­tral­ko­mitee der SED. Noch im Jahr des Mauerfalls 1989 (und bis zu seinem Tod) wurde Honecker nicht müde, die Mauer in ihrer Funktion als „antifaschistischen Schutzwall“ zu rechtfertigen, und er prognostizierte ihr ein Fortbestehen für weitere 50 oder gar 100 Jahre.

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Abb. 9: Erich Honecker und Oskar Lafontaine, 1987. Foto: SR/R. Oettinger

Bei einem Besuch in der Bundesrepublik 1987 kam es zu einem weltweit beachteten Abstecher in seinen saarländischen Geburtsort, wo Erich Hone­cker mit dem damaligen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine zusammentraf. (Vgl. Abb. 9)

Oskar Lafontaine (*1943) begann seine politische Karriere in den 1970er Jahren als Bürger­meister und dann Oberbürgermeister der Stadt Saarbrücken, und 1985 wurde er Ministerpräsident des Saarlandes. Sein wechselhafter politischer Werdegang ist bekannt, und auch als Gourmet und jüngst durch die Heirat mit Sahra Wagenknecht machte der „Napoleon von der Saar“ immer wieder von sich reden. Heute ist Oskar Lafontaine Frak­tionsvorsitzender der Partei „Die Linke“ im saarländischen Landtag.

Saar-Medien

1761 erschien die erste Nummer unter dem Titel „Nassau-Saarbrückisches Wochenblatt“, und heute konzentrieren sich elf Lokalredaktionen auf die regionale Berichterstattung. Der Name, Saarbrücker Zeitung, stammt von 1861, und seit diesem Zeit­punkt ist sie Tageszeitung. Im 21. Jahrhundert angekommen, setzt man auf Crossmedialität. Gemein­sam mit dem Saarländischen Rundfunk hat man 2010 ein neues Gesprächsformat kreiert: Beim „Saartalk“ diskutieren SR-Chefredakteur Norbert Klein und SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst einmal im Monat mit saarländischen Prominenten aus Politik und Gesellschaft.

Die Saarbrücker Zeitung hat einen berühmten „Sohn“: Peter Scholl-Latour (1924-2014), der als junger Journalist bei eben dieser Zeitung arbeitete. Der „Welterklärer“ reiste viel und war ein gefragter Auslandsreporter, u. a. auch von 1959 bis 1961 Afrika- und Nahost-Korrespondent des SR. Später arbeitete er als Chefredakteur beim Stern. Ebenso machte er sich einen Namen als Autor, u. a. mit seinem Buch „Der Tod im Reisfeld“ (1979), das 1,3 Millionen Mal verkauft wurde.

Mit dem von Propaganda-Minister Joseph Goeb­bels eingeweihten, der Nazi-Doktrin verpflich­teten Reichssender Saarbrücken begann 1935 die (Vor-)Geschichte des Saarländischen Rundfunks. 1946 übernahm die französische Besatzungsmacht die Senderkontrolle bei Radio Saarbrücken. 1952 wurde die „Saarländische Rundfunk GmbH“ gegründet. Und Ende November 1956 legte das Gesetz über den Saarländischen Rundfunk den Grundstein für die „Anstalt des öffentlichen Rechts“. Wir feiern 2016 also 60 Jahre Saarländischer Rundfunk, seit Mai 1959 Mitglied der ARD und darin zehntgrößte (oder auch zweitkleinste) Anstalt.

Etliche Persönlichkeiten haben ihre ersten pro­fessionellen Schritte Richtung nationale Me­dien­landschaft beim SR gemacht. So war Jan Hofer Discjockey und Moderator von SR1 Europawelle, bevor er 1986 Sprecher bei der Tagesschau wurde.

Auch Friedrich Nowottny, später u. a. Intendant des WDR, arbeitete von 1962 bis 1967 beim SR, zunächst als Leiter der Abteilung Fernsehen für Wirt­schaft und Soziales und dann als stellvertretender Chefredakteur; auch machte er die Fernsehsendung „Der Markt – Wirtschaft für jedermann“ bekannt, den Vorläufer der heutigen ARD-Sendung „plusminus“.

Improvisation und Innovation waren, nicht nur wegen der überschaubaren finanziellen Mittel, stets die Tugenden beim „letzten Sender vor der Grenze“, und sie kamen besonders im Bereich der Fernsehunterhaltung zum Tragen. Kurt „Truck“ Branss, 1926 in Berlin geboren, kam 1959 zum SR und gilt heute als Pionier der Musikunterhaltung im deutschen Fernsehen. „In Deutschland gibt es
keine Stars, wir müssen sie erfinden“, so lautete sein Credo. Die Sendungen, die er mit Françoise Hardy, Gilbert Bécaud, Udo Jürgens oder Katja Ebstein produzierte, wurden zu Meilensteinen des deutschen Showfernsehens. Mit der ARD-Fern­sehshow „Portrait in Musik“ ermöglichte Branss Hildegard Knef im November 1963 den Durch­bruch als Sängerin. Auch hob er die „ZDF-Hitparade“ aus der Taufe und verhalf dem Wahlsaarländer und SR-Moderator Dieter Thomas Heck zum TV-Karrie­restart. Der eine oder die andere wird sich womöglich noch an Hecks (O-Ton) „Zett-Dee-Eff“ erinnern.

Aber im Saarland wird ja nicht nur geschrieben und gesendet, sondern auch „gewirtschaftet“, Stichwort „Saar-Wirtschaft“. Große Unternehmen wie der Keramikhersteller Villeroy & Boch sind hier beheimatet. Auch die Automobilindustrie ist mit ZF und Ford prominent vertreten. 12 Millionen Fords sind am Saarlouiser Standort schon produziert worden. Viele deutsche Autos sind daher also auch „halbe Saarländer“, wie der IHK-Ökonom Heino Klingen feststellte.

Saarschleife

Die Saarschleife ist das bekannteste Naturdenk­mal und auch das Wahrzeichen des – nach unbescheidener Selbsteinschätzung – „schönsten Bundes­landes der Welt“. Einen fantastischen Blick auf dieses Naturwunder bietet der Aussichtspunkt „Cloef“ (im Mettlacher Ortsteil Orscholz).

Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass

In diesem Archiv findet man Materialien von und über Schriftsteller aus den genannten Regionen („Saar-Lor-Lux“ ist im Saarland geläufig für die Re­gion Saarland/Lothringen/Luxemburg). Einen beson­deren Schwerpunkt des interregional ambitionierten Archivs bildet Literatur im Kontext der nicht zuletzt im Saarland erlebten wechselhaften deutsch-französischen Beziehungen. Vielleicht haben Sie ja Zeit, die aktuelle Ausstellung zu besuchen: „‚Gewor­den in der Schlacht vor Verdun‘. Literarische Zeug­nisse“.

Kabarett & Comedy

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Abb. 5: Alfons, 2015. Foto: SR/P. D’Angiolillo

Das Saarland, ein Sprungbrett für Kabarettisten und Comedians? Ja! So mancher räumte hier in seiner frühen humoristischen Karriere den begehrten Kleinkunstpreis „St. Ingberter Pfanne“ ab, und dann ging es so richtig los, z. B. mit Rüdiger Hofmann, Bodo Wartke und Olaf Schubert. Der Preis wird seit 1985 jährlich von der Stadt St. Ingbert verliehen und ist ein Förderpreis für Kleinkünstler, z.B. in den Spar­ten Kabarett, Comedy, Liedermacher. Die „Pfan­ne“ hat sich neben dem „Deutschen Klein­kunstpreis“ und dem „Salzburger Stier“ als einer der drei wichtigsten Kabarett-Preise im deutschen Sprachraum etabliert.

Als humorige, bisweilen „bieder-böse“ Gestalt, und fest mit dem Saarland verbunden, dürfte vielen Gerd Dudenhöfer alias „Heinz Becker“ bekannt sein, den wir mit seinem „geh fott“ (= geh‘ weg, hör‘ auf) oder „awei heer uff“ (= jetzt hör‘ aber auf) und seiner Batschkapp (= Schirmmütze) direkt vor uns sehen.

Ein dem Saarland verbundener Inspirator war Hanns Dieter Hüsch, „das schwarze Schaf vom Nie­derrhein“ – so nannte er sich selbst. Er kam über Umwege zum Kabarett. Große Bekanntheit erlangte er mit dem „SR-Gesellschaftsabend“ (zunächst nur im Hörfunk, dann Anfang der 1990er auch im Fern­sehen). Mit diesem bot er eine Bühne für bekannte Kabarettisten wie Dieter Hildebrandt, Mat­thias Richling, Urban Priol oder Dieter Nuhr.

Inzwischen führt Emmanuel Peterfalvi – besser bekannt als „Alfons“ – durch den „Gesell­schafts­abend“, der im Hörfunk auf SR2 Kulturradio ausgestrahlt wird. Alfons, dessen Markenzeichen sein „Puschel­mikrofon“, seine orangene Trainingsjacke sowie sein charmanter französischer Akzent sind, gibt es auch im Dritten Programm zu sehen, mit seinen Sendungen „Puschel TV“ und „Alfons und Gäste“. Dabei ist er Kabarettist und Gastgeber in einem. (Vgl. Abb. 5)

Journalistenpreis

Mit dem Deutsch-Französischen-Journalis­ten­preis (DFJP), 1983 vom Saarländischen Rundfunk ins Leben gerufen, werden Autoren oder Redaktionen ausgezeichnet, die mit ihren Beiträgen in besonderer Weise zu einem besseren Verstehen von Lebens­formen und Problemen jenseits der Landesgrenzen beitragen; dabei geht es nicht alleine um deutsch-französische, sondern auch um europäische Themen. Neben dem SR sind unterdessen zahlreiche andere Institutionen und Unternehmen beteiligt, beispielsweise das Deutschlandradio, France Télévisions, die Saarbrücker Zeitung und Le Républicain Lorrain sowie auch das Deutsch-Französische Institut (dfi). Ver­liehen werden Preise in den Kategorien Video, Audio, Print, Multimedial und Nachwuchs. 2015 gab es zudem einen „Medienpreis“ sowie einen „Son­derpreis“, und zwar für die Organisation „Cartooning for Peace” bzw. für den inhaftierten saudi-arabischen Blogger Raif Badawi.