Perspectives

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Abb. 8: Festival Perspectives, 2008. Foto: SR/P. D’Angiolillo

Dieser Name steht für ein Festival, das zeitgenössische deutsche und französische Aufführungen in den Bereichen Theater, Tanz, Straßentheater, Zirkus und aktuelle Musik präsentiert. (Vgl. Abb. 8) Seit 1978 findet es in Saarbrücken statt und dient dem kulturellen Aus­tausch zwischen Deutschland und Frankreich.

Aber auch Liebhaber der Oper und des klassischen Schauspiels sowie Begeisterte der freien Szene stoßen in Saarbrücken und Umgebung auf ein breites Bühnenangebot. Zu den Spielstätten zählen das Saar­ländische Staatstheater, die Alte Feuerwache am Land­wehrplatz, die 2006 gegründete „sparte4“, die kleinere und weniger aufwändige Produktionen zeigt,
sowie die Saarbrücker Congresshalle, in der u. a. die Sinfoniekonzerte des Saarländischen Staatsor­ches­ters stattfinden, des Orchesters des Saarländischen Staatstheaters.

Ophüls

Seit 1980 verwandelt sich Saarbrücken alljährlich in eine „Stadt der blauen Herzen“ – sobald das (Nachwuchs-)Filmfestival Max Ophüls Preis wieder zehntausende Filmliebhaber in die  Kino­sessel zieht. Der rote Teppich wird ausgerollt, insbesondere für die „Promis“, die u. a. in der Jury sitzen, so z. B. 2016 Max von Thun, Desirée Nosbusch oder Maria Furtwängler.

Das Festival ist nach dem in Saarbrücken geborenen Regisseur Max Ophüls (1902-1957) benannt. Seit seiner Gründung durch Alfred Stuby wurden zahl­reiche später erfolgreiche Nachwuchsfilmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in verschiedenen Kategorien mit den begehrten Preisen ausgezeichnet. Filmbegeisterte haben die Qual der Wahl zwischen mittellangen Filmen, Kurzfilmen, Spiel- und Dokumentarfilmen.

Nikolaus-Postamt

Nikolaus

Abb. 7: Nikolaus. Foto: SR/P. D’Angiolillo

Der Nikolaus „wohnt“ im Saarland, genauer gesagt in St. Nikolaus. Schon seit 1966 schreiben Kinder aus aller Welt in der Vorweihnachtszeit an den Nikolaus aus St. Nikolaus. So kommen jährlich in der Weihnachtszeit über 16.000 Briefe an. Im Postamt kann dann jeder seinen persönlichen Brief mit Nikolaus-Sondermarken freimachen, mit dem eigens entworfenen Nikolaus-Sonderstempel postgültig abstempeln und verschicken lassen. Und wer Glück hat, trifft den Nikolaus auch mal persönlich! (Vgl. Abb. 7)

Musik

Im Saarland eine feste Größe und auch international sehr gefragt ist „unser“ Orchester. Der etwas sperrige Name „Deutsche Radio Philharmonie Saar­brücken Kaiserslautern“, kurz DRP, ist dem mühsamen Prozess der Fusion (2007) zweier traditionsreicher ARD-Klangkörper geschuldet, des Rund­funk-Sinfonieorchesters (RSO) Saarbrücken und des Rundfunkorchesters Kaiserslautern. Zwei bedeutende Takt­geber, die die Orchester des Saarländischen Rund­funks mitgeprägt haben, müssen hier unbedingt erwähnt werden:

Karl Ristenpart (1900-1967) gründete 1953 das Saarländische Kammerorchester. Mit Auf­nah­me des SR in die ARD nannte sich das Ensemble ab 1957 dann Kammerorchester des Saarländischen Rund­funks (das es heute nicht mehr gibt). Ris­tenpart arbeitete mit vielen französischen Solisten zusammen und galt bis zu seinem Tod als einer der bekanntesten und beliebtesten deutschen Diri­gen­ten in Frankreich. Diese Verbindung zu Frankreich schlug sich auch in einer beeindruckenden Anzahl von Plattenaufnahmen nieder – die fast ausschließlich von französischen Labels produziert wurden. Ristenpart hinterließ dem SR-Musikarchiv Aufnah­men von 224 Komponisten, vor allen Dingen  von Mozart und Bach (88 Stunden Musik auf Band).

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Abb. 6: Hans Zender 1972, RSO Saarbrücken. Foto: SR

1971 wurde Hans Zender Chefdirigent des RSO Saarbrücken (vgl. Abb. 6). Er war ein Verfechter der Gegen­wartsmusik. Unter seiner Ägide gab es zahlreiche Uraufführungen und Auftragswerke. Er selbst reüssierte auch als Komponist und Pianist. Eines seiner meistgespielten Werke ist die Neufassung von Franz Schuberts Liederzyklus „Die Winterreise“ für Gesang und Orchester.
Über das Saarland und die Musik sei folgendes gesagt: „Der Saarländer an sich“ macht gerne Musik, vor allem den Gesang liebt er. Das zeigt auch die hohe Dichte an Musikvereinen und insbesondere an Chören im Land.

Er brachte Beat und Rhythm & Blues ins Radio, und damit die pure Rebellion (aus damaliger Sicht), und ist auch heute noch in mancher Jugend­er­innerung lebendig: Manfred Sexauer. Eine zunehmende Schar junger Hörer und Hörerinnen konnte er ab 1965 in seiner Sendung „Hallo Twen“ auf Euro­pawelle Saar (heute SR1 Europawelle) für die neuesten und heißesten Hits aus England und den USA begeistern, sei es von den Beatles, den Rolling Stones oder den Beach Boys. Einen Namen machte er sich auch als Fernsehmoderator, so z. B. stand er gemeinsam mit Uschi Nerke in der berühmten Sendung „Musikladen“ vor der Kamera, die von Ra­dio Bremen produziert wurde. Es traten dort viele Stars der 1970er und 1980er auf, z. B. Rod Stewart, The Police, Abba oder auch Boney M. Letzteres Ensemble hätte es nicht gegeben, wenn nicht Frank Farian, in Saarbrücken aufgewachsen, diese Musik­formation zusammengestellt und groß heraus gebracht hätte (über 800 Millionen verkaufte Platten). Boney M. räumte zweimal die „Goldene Europa“ ab, einen Showpreis, der von 1968 bis 2003 vom Saarländischen Rundfunk verliehen wurde. Ver­dien­te Preisträgerin im Jahre 1982 wurde dann Nicole, hatte sie doch im gleichen Jahr mit ihrem Lied „Ein bisschen Frieden“ den Grand Prix d’Euro­vision gewonnen (heute: Eurovision Song Contest). Der Siegertitel verkaufte sich weltweit über fünf Millionen Mal.
Weitere aus der Region stammende Pop-Größen:

  • Patricia Kaas, 1966 direkt hinter der Grenze im französischen Forbach geboren, begann ihre Welt­karriere im Alter von 13 Jahren als Sängerin der „Dob’s Ladys Killers“ im Saarbrücker Club „Rum­pelkammer“. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem 1993 erschienenen Album „Je te dis vous“
  • Sandra feierte vor allem zwischen 1985 und 1992 große Erfolge als Popsängerin, u. a. mit dem Hit „(I‘ll Never Be) Maria Magdalena“
  • das Sangesduo Cindy & Bert wurde bekannt mit „Immer wieder sonntags“

Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass

In diesem Archiv findet man Materialien von und über Schriftsteller aus den genannten Regionen („Saar-Lor-Lux“ ist im Saarland geläufig für die Re­gion Saarland/Lothringen/Luxemburg). Einen beson­deren Schwerpunkt des interregional ambitionierten Archivs bildet Literatur im Kontext der nicht zuletzt im Saarland erlebten wechselhaften deutsch-französischen Beziehungen. Vielleicht haben Sie ja Zeit, die aktuelle Ausstellung zu besuchen: „‚Gewor­den in der Schlacht vor Verdun‘. Literarische Zeug­nisse“.

Kabarett & Comedy

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Abb. 5: Alfons, 2015. Foto: SR/P. D’Angiolillo

Das Saarland, ein Sprungbrett für Kabarettisten und Comedians? Ja! So mancher räumte hier in seiner frühen humoristischen Karriere den begehrten Kleinkunstpreis „St. Ingberter Pfanne“ ab, und dann ging es so richtig los, z. B. mit Rüdiger Hofmann, Bodo Wartke und Olaf Schubert. Der Preis wird seit 1985 jährlich von der Stadt St. Ingbert verliehen und ist ein Förderpreis für Kleinkünstler, z.B. in den Spar­ten Kabarett, Comedy, Liedermacher. Die „Pfan­ne“ hat sich neben dem „Deutschen Klein­kunstpreis“ und dem „Salzburger Stier“ als einer der drei wichtigsten Kabarett-Preise im deutschen Sprachraum etabliert.

Als humorige, bisweilen „bieder-böse“ Gestalt, und fest mit dem Saarland verbunden, dürfte vielen Gerd Dudenhöfer alias „Heinz Becker“ bekannt sein, den wir mit seinem „geh fott“ (= geh‘ weg, hör‘ auf) oder „awei heer uff“ (= jetzt hör‘ aber auf) und seiner Batschkapp (= Schirmmütze) direkt vor uns sehen.

Ein dem Saarland verbundener Inspirator war Hanns Dieter Hüsch, „das schwarze Schaf vom Nie­derrhein“ – so nannte er sich selbst. Er kam über Umwege zum Kabarett. Große Bekanntheit erlangte er mit dem „SR-Gesellschaftsabend“ (zunächst nur im Hörfunk, dann Anfang der 1990er auch im Fern­sehen). Mit diesem bot er eine Bühne für bekannte Kabarettisten wie Dieter Hildebrandt, Mat­thias Richling, Urban Priol oder Dieter Nuhr.

Inzwischen führt Emmanuel Peterfalvi – besser bekannt als „Alfons“ – durch den „Gesell­schafts­abend“, der im Hörfunk auf SR2 Kulturradio ausgestrahlt wird. Alfons, dessen Markenzeichen sein „Puschel­mikrofon“, seine orangene Trainingsjacke sowie sein charmanter französischer Akzent sind, gibt es auch im Dritten Programm zu sehen, mit seinen Sendungen „Puschel TV“ und „Alfons und Gäste“. Dabei ist er Kabarettist und Gastgeber in einem. (Vgl. Abb. 5)

Journalistenpreis

Mit dem Deutsch-Französischen-Journalis­ten­preis (DFJP), 1983 vom Saarländischen Rundfunk ins Leben gerufen, werden Autoren oder Redaktionen ausgezeichnet, die mit ihren Beiträgen in besonderer Weise zu einem besseren Verstehen von Lebens­formen und Problemen jenseits der Landesgrenzen beitragen; dabei geht es nicht alleine um deutsch-französische, sondern auch um europäische Themen. Neben dem SR sind unterdessen zahlreiche andere Institutionen und Unternehmen beteiligt, beispielsweise das Deutschlandradio, France Télévisions, die Saarbrücker Zeitung und Le Républicain Lorrain sowie auch das Deutsch-Französische Institut (dfi). Ver­liehen werden Preise in den Kategorien Video, Audio, Print, Multimedial und Nachwuchs. 2015 gab es zudem einen „Medienpreis“ sowie einen „Son­derpreis“, und zwar für die Organisation „Cartooning for Peace” bzw. für den inhaftierten saudi-arabischen Blogger Raif Badawi.

Industriekultur

Völklinger Hütte Abenddämmerung Kassner

Abb. 4: 1 Ex. Weltkulturerbe Völklinger Hütte bei Nacht
© Foto: Weltkulturerbe Völklinger Hütte/Gerhard Kassner

Die Montanzeit im Saarland gehört schon fast der Geschichte an. Es gibt aber viele imposante Zeugnisse dieser Epoche. Die Neunkircher Hütte ist die älteste Eisenhütte im Saarland. Nachweise über den Bau eines Eisenwerks bei Neunkirchen gehen auf das Jahr 1593 zurück. Gut 265 Jahre später lenkte Carl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg (1836-1901), Großindustrieller und freikonservativer Politiker, die Geschicke dieser und anderer Hütten (auch Halberg/Saarbrücken-Brebach). Mit 22 Jahren trat er in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters Carl Friedrich Stumm und baute das „Gebrüder Stumm – Neun­kir­cher Eisenwerk“ zu einem bedeutenden Stahl- und Walzwerk aus. 1982 wurde dort der letzte Hochofen ausgeblasen.

Auf eine über 300-jährige Geschichte kann auch die Dillinger Hütte zurückblicken. Sie wurde 1685 im Auftrag des „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV. gegrüdet. Heute finden die Dillinger Bleche in zahlrei­chen Projekten weltweit Verwendung. So z. B. im größten Offshore-Windpark der Welt in Thanet (England), aber auch in künstlerischen Werken, wie den Stahl­skulpturen des Bildhauers Richard Serra.

Ein weiteres Relikt aus den brummenden Zeiten der Schwerindustrie im Saarland ist die Völklinger Hütte. 1873 gründete der Hütteningenieur Julius Buch ein Walzenwerk. 1881 wurde dieses von Carl Röchling gekauft und zwei Jahre später der erste Hochofen angeblasen. Die Völklinger Hütte gab in den 1960er Jahren 17.000 Menschen Arbeit. Im Laufe der Jahre wurden die „Röchling’schen Eisen- und Stahlwerke“ die größten Eisenträgerhersteller Deutsch­lands. 1986 wurde die Hütte stillgelegt. Seit 1994 gehört das alte Werk zum UNESCO-Weltkulturerbe. Heute ist es ein Zentrum für Kunst, Kultur, Technik und Musik, bietet mit seiner einzigartigen industriearchitektonischen Kulisse einen imposanten Ort für Ausstellungen und Events. (Vgl. Abb. 4)

Hauptsach, gudd gess!

Hauptsach, gudd gess! [Die Hauptsache ist, dass wir gut gegessen haben] So lautet das Motto an so manchem Mittagstisch, ergänzt wird der Spruch noch durch „Geschafft hann mir schnell [gearbeitet haben wir schnell]“.

Die saarländische Küche könnte abwechslungsreicher nicht sein. Von Bergmannskost bis exquisiter Sterneküche ist für jeden Gaumen etwas dabei. 8 Sterne des „Guide Michelin“ wurden an saarländische Köche verteilt, u. a. an Klaus Erfort (gleichnamiges 3-Sterne-Gästehaus in Saarbrücken, Mainzer­straße 95). Wer‘s ein bisschen deftiger mag, sollte einmal die traditionelle saarländische Küche probieren, so zu genießen u. a. im historischen Saarbrücker Gasthaus „Stiefel Bräu“ – und dazu ein erfrischendes hausgebrautes Bier.

Hier eine kurze Auswahl der beliebtesten saarländischen Gerichte:

  • Dibbelabbes [eigentlich übersetzt „Topflappen“ – aber keine Angst: so schmeckt es nicht!]: in der Pfanne gebratener Kartoffelauflauf mit Speckwürfeln.
  • Hoorische [bedeutet wörtlich „Haarige“ und spielt auf die Oberfläche der Klöße an, die durch das Reiben der Kartoffeln rau bleibt]: längliche Klöße aus Kartoffeln, die mit Specksahnesoße und Sauer­kraut gegessen werden.
  • Gefillde [= Gefüllte]: mit Hackfleisch oder Leber­wurst gefüllte Kartoffelklöße.
  • Gerichte mit dem (inoffiziellen) saarländischen „Wappentier“, dem Lyoner (Fleischwurst im Ring): z. B. in Kartoffelsuppen oder gebraten mit Bratkartoffeln (und Gemüse, z. B. Karotten und Lauch) – „Lyoner-Pfanne“.

Glück auf!

g„Glück auf“ – so lautet nicht nur der typische Bergmannsgruß, sondern so beginnt auch das „Stei­gerlied“. (Vgl. Abb. 3) Nach dem Krieg verwendeten Radio Saar­brücken und anschließend der sich daraus entwickelnde Saarländische Rundfunk bis in die 1980er Jahre vier Takte des Steigerliedes als Pausen­zeichen. Das Lied gilt als „heimliche Nationalhymne“ des Saarlandes.

Der Bergbau und das Saarland sind untrennbar miteinander verbunden. Rund 250 Jahre währte die Ära des Steinkohlebergbaus an der Saar. Die Men­schen im Saarland identifizierten sich mit dieser harten Arbeit, schließlich arbeiteten Generationen von Bergleuten in den Gruben unter schwersten Bedingungen. In der „Kaffeekisch“ (= Kaffeeküche) stärkte man sich in der Mittagspause zusammen mit den Kameraden und zischte auch nach Feierabend das eine oder andere Bier „unn e Weck mit Lyoner“ (= und ein Brötchen mit Fleischwurst). Aber der Bergbau zeigte auch seine Schattenseiten, so z. B. im Jahre 1962, als sich das im Saarland schwerste Gru­benunglück ereignete. Eine Schlagwetter-Kohlen­stau­bexplosion in der Grube Luisenthal forderte 299 Todesopfer. Auch das Jahr 2008 ging in die Berg­baugeschichte und damit auch in die Geschichte des Saarlandes ein. Es kam zum bisher stärksten je im Saarland gemessenen Grubenbeben (Stärke 4,0 auf der Richterskala). Am 30. Juni 2012 endete im Saar­land unwiderruflich die Kohleförderung – für die Menschen im Saarland kein Tag wie jeder andere.