St wie Straßenschilder

Straßenschild

Blau = parallel zum Rhein, rot = auf den Rhein zulaufend. Die Farbgebung der Mainzer Straßenschilder erleichtert seit dem 19. Jahrhundert die Orientierung in der Stadt (© Heidi Schade)

Da Dokumentar/-innen und Archivar/-innen stets aufmerksame Beobachter sind, ist es Ihnen bei einem ersten Gang durch die Mainzer Straßen sicher schon aufgefallen: Hier gibt es Straßenschilder in Blau und in Rot. Und für diejenigen, die sich gefragt haben mögen, was es damit auf sich hat, kommt jetzt die Auflösung: Die unterschiedlichen Farben kennzeichnen, ob eine Straße parallel zum Rhein verläuft (blaue Schilder) oder vom Rhein weg, also senkrecht zum Fluss (rote Straßenschilder).

Das System geht zurück auf den Arzt Dr. Josef Anschel, der 1849 einen Antrag auf „Umänderung der Häusernummern“ stellte. Anschel gefiel die chaotische und oft willkürliche Nummerierung der Mainzer Häuser nämlich gar nicht. Seine Idee war seiner Zeit weit voraus: Anschel schlug vor, allen Häusern auf der rechten Straßenseite gerade Nummern und allen auf der linken Seite ungerade Nummer zu geben. Zudem sollte alle vom Rhein wegführenden Straßen am Fluss mit der Hausnummer 1 beginnen, alle parallel zum Rhein verlaufenden Straßen sollten im Süden die Nummer 1 haben und die Hausnummern zudem farblich unterschiedlich sein. Vier Jahre später wurde dieses Orientierungssystem, das es damals übrigens auch in Frankfurt und Paris gab, schließlich umgesetzt. Seitdem weiß man in Mainz immer, ob man sich parallel oder senkrecht zum Rhein bewegt, selbst wenn der Fluss gar nicht zu sehen ist.