Frühjahrstagung 2024 Doku Ex Machina - Nutzung von künstlicher Intelligenz und Automatisierung in der Mediendokumentation - 22.04.2024 - 24.04.2024 () - © iStock / imaginima
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Das Tagungs-A-Z

A= Alemannisch | A= Archiv soziale Bewegungen | B= Badische Zeitung | B= Bächle | B= Bobbele | C= Champions | D= DeepVA | D= Dreisam | E= Erpeldenkmal | F= Fasnetmuseum Freiburg | G= Gerichtslaube (ehem. Stadtarchiv) | H= Herder-Verlag | H= Historisches Kaufhaus | I= Institut für Medien und Kulturwissenschaften / UNI Freiburg | J= Jesuitenschloss | K= Kornhaus | L= Landesarchiv | L= Lange Rote | M= Freiburger Münster | M= Martinstor | M= Moscht | N= Neues Rathaus und ganz neues Rathaus | O= Oberau | P= Pischko | Q= Queen Betty BBQ | R= Radio Dreyeckland | S= Wolfgang Schäuble | S= Schlossberg | S= SWR Studio Freiburg | T= Tagung | U= Universitätsbibliothek | V= Vauban | W= Weltkarte | X= X für U Buchhandlung | Y= Freiburger Y | Z= Zinnfigurenklause am Schwabentor | Z= Zum Roten Bären

A= Alemannisch

Die größte Sprachgruppe bildet in Baden-Württemberg die Alemannischen Dialekte, welche zur oberdeutschen Sprache gehören. Was Stuttgarter nicht so gerne hören: Auch das Schwäbische ist Teil der Alemannischen Dialekte. Durch die Räumliche Nähe und die alemannischen Wurzeln teilt das Badische sehr viel mit dem Schweizerdeutsch und dem Elsässisch, nicht nur durch Lehnwörter. Während im vergangenen Jahrhundert im nur 25km entfernten Frankreich das Alemannische Elsässisch nach dem Krieg verpönt und in der Schule sogar verboten war, entdecken die Franzosen spätestens seit der Jahrtausendwende ihre regionale Mundart wieder. France3 aus Strasbourg sendet sogar wieder Teile des Programms auf elsässisch und in den Grundschulen wird die Mundart auch wieder gepflegt.

Wer im Elsass unterwegs ist und des Alemannischen mächtig, kann sich oft ohne Probleme mit der älteren Bevölkerung dort verständigen, und das gleiche gilt für die nördliche Schweiz, die auch nur 50km südlich
Freiburgs beginnt. „Tätsch mer en Gfalle?“ - „Würdest du mir einen Gefallen tun?“ ist nur ein Beispiel für die vielen Wörter und Sätze die beidseits des Rheins verstanden werden können.
Wer mehr davon möchte: Elsässisch Wörterbuch oder Alemanisch Wörterbuch

A= Archiv soziale Bewegungen

Im Jahre 1983 wurde das Archiv der Sozialen Bewegung gegründet. Die Motivation für die Gründung bestand darin, dass man sich mit der eigenen Geschichte auseinandersetzen wollte. Da es in den bestehenden Archiven nur wenig Zeugnisse für solche Bewegungen gab, beschloss man selbst tätig zu werden und alles zu sammeln, was mit sozialen Bewegungen zusammenhing. Den Anfangsbestand bildete die Flugblattsammlung des Freiburger Hans Köhler. Das Sammeln von Quellen wird auch heute noch fortgeführt. Dabei spielt die Ausrichtung der Bewegung prinzipiell keine Rolle. In dem Bestand befinden sich heute nicht nur Flugblätter, Zeitschriften, Plakate und Broschüren, sondern auch Fotos, Film- und Tonaufnahmen sowie Protokolle. Entgegen der ursprünglichen Motivation der Gründer, wird das Archiv heute vermehrt von Masterstudierenden und Doktoranden für ihre wissenschaftlichen Untersuchungen genutzt.

B= Badische Zeitung

Keine Tageszeitung hat eine vergleichbare Reich­weite in Südbaden, die Badische Zeitung mit Sitz in Freiburg ist das Leitmedium der Region für Jung und Alt, für Letztere mit ihrem Grimme-prämierten On­lineAngebot fudder.de. Was 1784 als „Freyburger Zei­tung“ begann, entwickelte sich über hundert Jahre zu einer Wochen-, später Tageszeitung mit Reich­weite bis nach Karlsruhe. 1866 übernahm der Verlag H. M. Poppen & Sohn (später Poppen & Ort­mann) die Zeitung, die ihren Sitz und Druckerei direkt am Mar­tinstor hatte. 1935 schlossen die Natio­nalsozialisten die beiden Verleger aus der Reichspressekammer aus, und ab 1936 gehörte die Badische Zeitung der Vera Verlags­anstalt GmbH in Berlin, einer Tochter des Franz-Eher-Verlags, dem Zentralverlag der NSDAP, der die Zeitung 1943, im 160. Jahr ihres Bestehens, einstellte.

Von der französischen Besatzungsmacht erhielt der Herder Verlag 1946 den Auftrag, eine Tageszeitung herauszugeben. Die neu gegründete Badische Zeitung erschien zunächst mit Material und Perso­nal der alten Freiburger Zeitung in der ausgebrannten Waschküche des Herder-Verlags. Nach dem Ende des Lizenzzwangs 1949 hätte die Verleger­fa­milie Pop­pen ihre Freiburger Zeitung wieder aufleben lassen können, gliederte sie aber in die Badi­sche Zeitung ein und erhielt Anteile daran, 2020 erfolgte dann die vollständige Übernahme. Inzwi­schen führt die sechste und siebte Generation der Familie Poppen den Verlag, dessen prächtiges Stammhaus am Mar­tinstor auch heute noch Sitz der Lokalredaktion ist. Nur die alte Druckerei im Hinterhaus ist der verlagseigenen „Markthalle“ gewichen, in der man sich an 19 Ständen mit internationaler Küche stärken kann.

B= Bächle

Die Stadt Freiburg erwarb 1120 ihr offizielles Stadtrecht und ist damit eine der ältesten Städte Deutschlands.
Schon seit dieser Zeit gibt es in Freiburg das sogenannte Bächle, das aus dem Fluss Dreisam gespeist wird. Das Bächle ist den Freiburgern bis heute heilig - denn es ist ein Irrglaube, dass es im Mittelalter für das Abwasser geschaffen wurde. Tatsächlich versorgten die flach gepflasterten Rinnen die Menschen ab dem 12. Jahrhundert mit Trink-, Brauch- und Löschwasser. Heute sind die Freiburger Bächle Austragungsort des einzigartigen Bächle-Boot-Rennens, eine beliebte Abkühlung für Jung und Alt - und nicht zuletzt eine heimtückische Falle für Singles: Wer aus Versehen ins Bächle „dappt“, so heißt es, muss einen Freiburger oder eine Freiburgerin heiraten.

B= Bobbele

©SC Freiburg

Woher „Bobbele“ ursprünglich stammt, ist nicht genau belegt. Die Bedeutung hingegen ist einfach: Ein Bobbele wird geboren. Denn der Begriff bezeichnet echte Ur-Einheimische, die im Elisabethenkrankenhaus
an der Dreisam in Freiburg das Licht der Welt erblickt haben. Vor Jahren musste diese traditionsreiche Klinik schließen, was in der Stadt sehr bedauert wurde. Doch um die Tradition weiterzuführen, wurde die neue Station im Erweiterungsbau des St.-Josefs-Krankenhauses St. Elisabeth getauft. Damit war die Zukunft der Freiburger Bobbele gesichert.
Für 35 Euro stellt der Förderverein St. Elisabethschwestern inzwischen sogar eine Bobbele-Urkunde aus.

C= Champions

Im Juli 2022 wählten die Fußballkenner des Landes im “Kicker” den Freiburger Trainer Christian Streich zum Trainer des Jahres. Christian ist ein echter Badener, geboren im Weil am Rhein. Von dort könnte er beinahe mit dem Fahrrad zum Training ins Freiburger Stadion fahren. Ein weiterer Champion kommt auch aus der Nähe von Freiburg, aus Schönau.
Der ehemalige Bundestrainer Joachim Löw, auch “Jogi oder Yogi” genannt. Ob sich die Benennung des Fußball-Weltmeister-Trainers von 2014 von dem ayurvedischen Yogi-Tee ableitet, oder ob Joachim einfach immer viel Yoga praktiziert hat, ist nicht bekannt.
Vielleicht hatte er auch das Kinderbuch „Der kleine Yogi®“ am Nachttisch liegen. Immerhin haben Freiburg und Umgebung uns zwei außergewöhnliche Trainer beschert.
Champions eben.

D= DeepVA

Das Freiburger KI-Start-up, gegründet 2018 von Esther Arroyo Garcia, Frederik Böhm und Christian Hirth, setzte sich früh mit Künstlicher Intelligenz auseinander, als dies noch ein Fachthema war. Die jungen Studierenden der Hochschule Offenburg und der Universität Freiburg hatten die Vision, eine KI-Plattform für Medienhäuser zu entwickeln, um KI-Funktionen sicher und einfach in die Produktion zu integrieren.
DeepVA unterstützt nicht nur bei der Analyse, sondern automatisiert auch das Sammeln von Trainingsdaten, beispielsweise für eine regionale Personen- und Gebäudeerkennung, oder transkribiert und übersetzt Beiträge live. Seit diesem Jahr gehört DeepVA gemeinsam mit der Hamburger Start-up aiconix zurThinkOwl Gruppe, die sich seit über zwanzig Jahren in Deutschland mit KI befassen. Mit der Vision eines KI Betriebssystems und der offenen Plattform zugänglich für Algorithmen aus Forschung und anderen Start-ups, hat sich das Team in der Medienbranche einen guten Ruf erarbeitet. Mit aktuell 19 Mitarbeitern hat das Freiburger Start-up, dessen Büro sich in der Nähe des Hauptbahnhofs am Stühlinger Kirchplatz befindet, öffentlich-rechtliche und private Sender im In- und Ausland sowie verschiedene Behörden und Archive als Kunden gewonnen und ist seit Jahren Gast und Unterstützer der Frühjahrstagung und in diesem Jahr auch endlich Mitgastgeber:

Willkommen in Freiburg!

D= Dreisam

Eingerahmt von der vierspurigen Schwarzwaldquerung, der Bundesstraße B31 Richtung Höllental, zerschneidet das Dreisamband Freiburg in zwei Hälften, neben dem Fluss als physischem Hindernis tun Lärmschutzwände ihr Übriges. Trotz der Verkehrsbelastung ist die Dreisam eines der wichtigsten Naherholungsgebiete der Freiburger und lädt beidseitig zum Radfahren und Joggen ein. Die neu geschaffenen Wasserterrassen und Fischtreppen an der Greiffeneggbrücke sind im Sommer ein beliebter Treffpunkt für Studierende, und unter dem Mariensteg kann man auf einer Schaukel die Füße in den beschaulichen Schwarzwaldfluss baumeln lassen, bei starkem Hochwasser wird westlich der Stadt auch regelmäßig gesurft. Die Dreisam erhielt ihren Namen aus dem Keltischen (Gallischen): Tragisam, „die sehr Schnelle“, auch wenn zuweilen eher träge wirkt.
Die Dreisam entsteht durch den Zusammenfluss des Rotbachs aus dem Höllental und des Wagensteigbachs im Dreisamtal bei Kirchzarten, wo sie auch heute noch sehr natürlich und malerisch ist. Von 1817 bis 1842 wurde die Dreisam unter der Leitung von Johann Gottfried Tulla auf ihrer gesamten Länge bis zur Elzmündung bei Riegel kanalisiert. Dabei passiert sie das Dreisamstadion, die alte Heimstätte des SC Freiburg, und speist den Freiburger Gewerbekanal, der die Freiburger Bächle mit Wasser versorgt, früher aber vor allem für die Mühlen, Gerbereien und Edelsteinschleifer von Bedeutung war. Inzwischen wurde ein Teilstück im Osten Freiburgs erfolgreich renaturiert, und mit den fortschreitenden Planungen zur Verlegung der gesamten B31 in einen Tunnel rückt auch die Umgestaltung und Renaturierung der Dreisam in greifbare Nähe. Vielleicht verbindet in zehn Jahren nur noch ein grünes, renaturiertes Band die Stadt, statt sie mittels Beton und Asphalt zu trennen.

E= Erpeldenkmal

Der Legende nach soll der Freiburger Erpel viele Freiburgerinnen und Freiburger vor dem sicheren Tod bewahrt haben. Stunden vor dem Luftangriff der britischen Royal Air Force am 27.11.1944 begann der Erpel angeblich so laut und aufdringlich zu schnattern, dass viele Menschen eine Warnung darin sahen und sich in den nahen gelegenen Luftschutzbunker im Schlossberg begaben. Ein Großteil der Altstadt wurde kurz darauf binnen weniger Minuten zerstört.
Noch heute hält der von Richard Bampi aus Keramik gefertigte Erpel deshalb den Hals nach oben gestreckt und den Schnabel zum Schnattern geöffnet. So steht er seit 1953 inmitten des Teichs im Stadtgarten.

F= Fasnetmuseum Freiburg

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„Alaaf, Helau oder Heijo“ - was rufen Sie während der fünften Jahreszeit? In Freiburg erklingt dann der Narrenruf „Narri - Narro“. Ganzjährig können Sie im Bürgerhaus Zum Grünen Jaspis in die fünfte Jahreszeit eintauchen. Dort befindet sich neben der sogenannten Zunftstube, dem Vereins­lo­kal, auch das Fasnetmuseum der Breisgauer Nar­renzunft. 1934 wurde die Breisgauer Narrenzunft gegründet. Dafür wurden die einzelnen Zünfte von Freiburg vereinigt. Heute gehören der Narrenzunft neben dem Herrenelferrat insgesamt 34 Zünfte an. Der Oberzunftmeister und der Geschäftsführende Zunftrat stehen der Narrenzunft vor. Doch was wäre die fünfte Jahreszeit ohne Kostüme? Im Fasnetmu­seum stellt die Narrenzunft ihre verschiedenen Kostüme aus. Davon gibt es einige, denn anhand des Kostüms kann die Zunftzugehörigkeit abgelesen werden. Veredelt werden die sogenannten Häs oder Narrenhäs u.a. mit Gräsern oder Stroh. Zur Kostümierung gehören ebenfalls die sogenannten Larven. Das sind handgeschnitzte Holzmasken, die aufwendig bemalt werden. Weitere Utensilien wie Schällstäbe können ebenfalls in der Ausstellung bewundert werden.

G= Gerichtslaube (ehem. Stadtarchiv)

Gegenüber vom Fasnetmuseum gelegen befindet sich ein Gebäude aus dem Ende des 13./Anfang des 14. Jahrhunderts: Die Gerichtslaube. Ursprüng­lich war dort die Ratsstube ansässig, womit es sich bei dem Gebäude um das älteste Rathaus von Frei­burg handelt. Historische Bedeutung erlangte die Gerichtslaube durch den dort tagenden Reichstag 1498. Im 16. Jahrhundert wurde die Gerichtslaube dann umgebaut: Das Obergeschoss mit dem Rats­saal wurde vergrößert und war nun durch eine Außentreppe zugänglich. Hinzu kam ein zweistöckiger Archivbau. Hier wurde ein Teil der Akten und Urkunden, vor allem diejenige, die für die tägliche Arbeit im Rat benötigt wurden, aufbewahrt. Ein weiterer Teil befand sich u.a. in einem der beiden Hahnentürme des Freiburger Münsters. Der oberste Raum des Archivs in der Gerichtslaube ist bis heute noch erhalten. An allen vier Wänden des Gewölbes befinden sich vom Boden bis zur Decke insgesamt über 200 hölzerne Schubladen in verschiedenen Größen. Nach mehreren Umzügen befinden sich alle Akten, Urkunden und viele weitere Quellen zur Stadtgeschichte im Stadtarchiv. Die ältesten Bestände stammen aus dem 13. Jahrhundert.

H= Herder-Verlag

Der Herder-Verlag kann auf eine 223 jährige Geschichte zurückblicken, die 1801 mit der Grün­dung der Herderschen Verlagsbuchhandlung durch Bartholomä Herder in Meersburg begann. Im Jahr 1810 wurde der Verlag nach Freiburg verlegt und erlebte unter der Führung von Benjamin Herder und seinen Nachfolgern eine kontinuierliche Aus­deh­nung und Entwicklung. Sein Stammhaus ist dabei das „Rote Haus“, ein imposantes Verlagsge­bäude im neobarocken Stil, das 1944 durch einen Bombenan­griff schwer beschädigt wurde. 1946 wurde Herder beauftragt, eine Tageszeitung für die Region zu gründen (siehe Badische Zeitung). In den 1990er-Jahren durchlief der Verlag wirtschaftliche Schwie­rigkeiten, ab 1999 übernahm Manuel Herder in der sechsten Generation die Leitung des Unterneh­mens. Teile des Stammhauses wurden an die Universität verkauft, digitale und audiologische Produkte wurden eingeführt, und im Juli 2016 erwarb ein Konsor­tium um den Herder-Verlag den Großteil der Thalia-Gruppe. Manuel Herder zog sich im Jahr 2021 aus der operativen Geschäftsführung zurück, um sich der Politik zu widmen. Eine junge Doppelspitze, bestehend aus Simon Biallowons und Philipp Lindin­ger, übernahm die Verantwortung. Im Januar 2024 erwarb Herder Teile der insolventen wissenschaftlichen Buchgesellschaft (wbg) mit ihren Verlagen Theiss, Lambert Schneider und Philipp von Zabern. Der Verlag, der sich traditionell auf Fachbücher in den Bereichen Theologie, Spiritualität und Pädago­gik konzentriert, hat sich in den letzten Jahrzehn­ten immer breiter aufgestellt und bietet heute auch Sachbücher zu aktuellen Themen, wissenschaftliche Literatur, Kinderbücher, Zeitschriften, interaktive Apps und Geschenkartikel an.

H= Historisches Kaufhaus

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Das Historische Kaufhaus in Freiburg, erbaut im 14. Jahrhundert, diente ursprünglich als städtisches Handelszentrum und Zollabwicklungsort. Es wurde mehrfach umgestaltet, wobei der aktuelle Bau größtenteils aus dem 16. Jahrhundert stammt. Das Ge­bäude, markant durch seinen dunkelroten Anstrich, präsentiert sich mit einem hohen Dach, Balkon und Treppengiebeln. Das Erdgeschoss beherbergt eine überwölbte Laube für den Handel, während im Ober­geschoss ein großer Saal mit spätgotischen Fens­tern und habsburgischen Verzierungen liegt, bekannt als der „Kaisersaal“. In diesem historischen Saal, zu dem ein barocker Treppenaufgang führt, findet die diesjährige vfm-Frühjahrstagung mit dem zukunftsweisenden Thema „Doku ex Machina“ –Nutzung von künstlicher Intelligenz und Automa­tisierung in der Mediendokumentation“ statt. Das Historische Kauf­haus war einst auch Sitz des Ba­dischen Parlaments und bleibt ein bedeutendes architektonisches und kulturelles Zentrum in Freiburg.

I= Institut für Medien und Kulturwissenschaften / UNI Freiburg

Das Institut für Medienkulturwissenschaft an der Philologischen Fakultät wurde im Jahr 2010 gegründet und widmet sich der Erforschung und Ana­lyse von Medien in ihren vielfältigen Formen und kulturellen Kontexten.
Der Bachelorstudiengang Medienkulturwissen­schaft, der im Wintersemester 2010/11 ins Leben gerufen wurde, vermittelt fundierte Kenntnisse über die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Medien als kulturelle Phänomene. Studierende haben die Möglichkeit, sich intensiv mit Themen wie Medienästhetik, Mediensoziologie, Filmgeschichte und digitaler Kultur zu beschäftigen. Darüber hinaus bietet der Masterstudiengang Medienkultur­for­schung eine vertiefende Konzentration auf spezifische Forschungsfelder, wie Medienpolitik, Medien­archäologie, Populärkultur und Medienethik.

Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hat insgesamt auch eine spannende Geschichte, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Im Jahr 1457 wurde sie in der Freiburger Kathedrale gegründet, finanziert und benannt wurde sie nach Erzherzog Al­brecht VI., dessen Herrschaftsgebiet das westliche Österreich, damals auch Freiburg umfasste. Die „Albertina“ war eine umfassende Universität, die alle wichtigen Fakul­täten ihrer Zeit vereinte: Theo­logie, Rechtswissen­schaft, Medizin und Philosophie.
Im 16. Jahrhundert studierten und lehrten an der Universität Freiburg namhafte Humanisten. Sie setzten sich für Bildung und Toleranz ein und erkannten die Erfindung der Druckerpresse als bedeutendes Signal. Einer von ihnen war Martin Wald­seemüller, der als erster den Namen „Amerika“ für den kürzlich entdeckten Kontinent in seinem Welt­atlas verwendete.
Im 17. Jahrhundert prägte die Rivalität zwischen den Konfessionen die Universität. Die Jesuiten, die Theater und Debatten einführten, hatten großen Ein­fluss. Im 18. Jahrhundert musste sich die Universität den Bedürfnissen anpassen und mehr praktische Fähigkeiten vermitteln. Die Univer­­sität erlebte im 19. Jahrhundert weitere Veränderungen, als die Region Breisgau nach den Napoleonischen Kriegen zum Großherzogtum Baden gehörte.
Die Universität Freiburg blickt auf 10 Nobel­preis­­träger, sowie 14 Forscher zurück, die mit dem Gott­fried Wilhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet wurden. Ganz aktuell erhielt ihn 2024 der Freiburger His­to­riker Jörn Leonhard für seine Studien zu der jüngeren Geschichte Deutschlands während des Kaiser­reichs und zwischen den Weltkriegen.

J= Jesuitenschloss

©Marcus Hafner (alemannische-seiten.de)

Das Jesuitenschloss, ein eindrucksvolles Anwesen in Merzhausen nahe Freiburg im Breisgau bietet einen malerischen Ausblick auf die umliegende Land­schaft, einschließlich Freiburg, den Kaiserstuhl und den südlichen Schwarzwald.

Die Geschichte des Jesuitenschlosses reicht bis ins Jahr 1635 zurück, als die Jesuiten, die ab 1620 an der Freiburger Universität lehrten, das Gut von der Familie Schnewlin-Bernlapp von Boll­schweil als Schenkung erhielten. Nach der Auflö­sung des Jesu­itenordens im Jahr 1773 erwarben die Schnewlin-Bernlapp von Bollschweil, das Schloss zurück. In der Folgezeit wechselte das Anwesen seinen Besi­tzer und diente vorwiegend als Adelssitz. In dieser Zeit erfuhr es zahlreiche bauliche Veränderungen. Seit 1985 behei­matet das Jesuitenschloss das renommierte Weingut der Heiliggeistspitalstiftung, das Stiftungsweingut Freiburg, dessen Ur­sprünge bis ins Jahr 1298 zurückreichen. Neben dem Weingut bietet das Anwesen eine Probier­stube sowie einen großzügigen Saal. Darüber hinaus begeistert ein Restaurant auf dem Schlossge­lände mit einem schönen Blick über Freiburg. Für Wanderbegeis­terte startet ein „Rund­weg“ direkt am Jesuiten­schloss.

©Marcus Hafner (alemannische-seiten.de)

K= Kornhaus

Alles begann 1498, als Maximilian I. einen Reichstag einberufen hatte, der in Freiburg stattfinden sollte. Da für die Sitzungen und die Feierlich­keiten große Räume benötigt wurden, sollte ein passendes Gebäude am Münsterplatz gebaut werden. Da das sogenannte Kornhaus bis zum Reichstag nicht fertiggestellt wer­den konnte, tagte dieser in der Gerichtslaube. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Kornhaus dann auf verschiedene Weise von der Bürgerschaft und den Zünften genutzt: Als Tanz- und Festsaal oder als Schlachthaus. Von 1770 bis 1824 fungierte das Gebäude als Theater und Komö­dienhaus. Nach der Gründung des Stadtthea­ters und dessen Umzug in ein anderes Gebäude diente das Kornhaus als Korn­speicher für den Getreide­handel. Daher stammt auch der heutige Name. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kornhaus beinahe komplett zerstört, nur die Grund­mauern blieben erhalten. 1970 wurde das Gebäude in seiner historischen Gestalt wieder aufgebaut. Heute lädt u.a. ein Café zum Verweilen ein.

L= Landesarchiv

Das Staatsarchiv Freiburg als Teil des Landes­archivs ist verantwortlich für den Regierungs­be­zirk Freiburg und bewahrt schriftliche Aufzeich­nungen staatlicher Mittel- und Lokalbehörden ab 1806 auf. Dies umfasst auch wertvolle Bestände der Zentralbehörden des Landes (Süd-) Baden aus der Zeit von 1945-1952, einschließlich Schriftgut von Ministerien, Landtag, Staatsgerichtshof und Staats­kanzlei. Besonders hervorzuheben ist die umfangreiche Überlieferung der badischen Bezirksämter und Gerichte, die wertvolles Quellenmaterial für lokale und regionale Forschung bereithält. Die Zweit­schriften der Kirchenbücher aus dem 19. Jahrhun­dert sind von Interesse für Familien- und Auswande­rerforschung. Neben den Landesbehörden umfas­sen die Bestände auch Archivalien von regionalen Reichs- und Bundesbehörden sowie vielfältige Sammlungen wie Nachlässe, darunter der Nachlass des südbadischen Staatspräsidenten Leo Wohleb, Adelsarchive, Karten, Pläne, Plakate und Fotosammlungen, z.B. von Pressefotograf Willy Pragher.

L= Lange Rote

Die “Lange Rote” ist nicht irgendeine Wurst. Sie ist vielmehr ein erkennbares bedeutendes Wahrzei­chen der Stadt Freiburg.

Es handelt sich um eine rote Rost­bratwurst ohne Darm, die etwa 35 cm lang sein sollte. Einheimische sagen, daß sie hinsichtlich ihres Be­kanntheitsgrades auf gleicher Höhe mit anderen Freiburger Attraktionen, wie dem Münster, den Bächle oder dem Augustinermuseum stehe. Auf dem Mün­stermarkt kann man sie denn auch am besten genie­ßen. Aber Achtung: Bei der Bestellung der Wurst droht die Frage: „mit“ oder „ohne“? Das ist eine echte Glaubensfrage unter Freiburgern und meint: “mit oder ohne Zwiebeln”. Als Tourist sollte man vielleicht beides probieren. ABER: definitiv die Wurst nicht knicken, auch wenn sie weit aus dem Bröt­chen herausragt. Ein echtes Bobbele (ein gebürtiger Frei­burger) ißt seine Lieblingswurst stets im Ganzen. Tut man das nicht, ist man als Tourist erkennbar.

M= Freiburger Münster

Das Freiburger Münster, ein gotisches Meisterwerk im Herzen der Altstadt von Freiburg im Breisgau, beeindruckt mit seiner imposanten Architektur und seiner reichen Geschichte. Mit dem Bau im 13. Jahr­hundert begonnen, ist es ein Symbol für die Kunst­fer­tigkeit und den Glauben vergangener Jahrhun­derte. Die charakteristische rote Sandsteinfassade und die kunstvollen Skulpturen ziehen Besucher aus aller Welt an. Im Inneren beeindrucken das gewaltige Kirchenschiff, die bunten Glasfenster und das filigrane Maßwerk. Der Münsterturm bietet einen atem­beraubenden Blick über die Stadt und den umliegen­den Schwarzwald. Das Münster ist nicht nur ein Ort der Spiritualität, sondern auch ein kulturelles Zen­trum, das regelmäßig Konzerte, Ausstel­lungen und Veran­staltungen beherbergt. Es ist ein Ort der Stille und des Staunens, der Besucher in seine majestätische Atmos­phäre eintauchen lässt und eine Verbindung zur Ver­gangenheit herstellt, die noch heute spürbar ist.

M= Martinstor

Das Freiburger Martinstor ist ein bedeutendes historisches Wahrzeichen, das den Eingang zur Zäh­ringerstadt markiert, einem der ältesten Viertel Freiburgs. Als Teil der mittelalterlichen Stadtbe­festigung erbaut, ist das Martinstor ein beeindruckendes Beispiel mittelalterlicher Architektur und diente einst als Zugangspunkt zur Stadt. Heute steht es als Symbol für die reiche Geschichte und das kulturelle Erbe Freiburgs. Die Zähringerstadt, benannt nach der Adelsfamilie der Zähringer, die die Stadt im 12. Jahrhundert gründete, ist geprägt von malerischen Gassen, historischen Gebäuden und charmanten Plätzen. Es ist ein lebendiges Viertel, das Tradition und Moderne vereint und Besucher mit seinem einzigartigen Flair und seiner historischen Bedeutung beeindruckt.

M= Moscht

Es war im Jahre 1957. Ein Urlaub mit den Eltern im tiefen Schwarzwald, nicht weit von Freiburg entfernt: Meine Eltern machten Rast in einem Schwarz­wälder Gasthof hoch oben in den Bergen. Sie ließen es sich nicht nehmen, und bestellten im Gasthof einen leckeren regionalen Wein, um sich von der langen Wanderung zu erholen. Fragt der Wirt, was wir Kinder (mein jüngerer Bruder und ich) trinken wollten. “A Moscht?”, fragt der Wirt. Die Kinder rufen “Au ja”! Der Wirt bringt den Moscht in einem klassischen, einen halben Liter fassenden Ton-Krug, wunderbar gekühlt und süffig. Was weder meine Eltern und schon gar nicht die Kinder ahnen: Der “Moscht” ist schon leicht angegorener Wein, schmeckt süß und lecker und beschert uns nach Genuß ein torkelndes wildes Bewegungschaos und Magengrummeln... Es handelte sich um einen noch süßen Federweißen, der Erwachsenen sicher nichts ausgemacht hätte, aber bei 4-5 jährigen Kindern sah das etwas anders aus...

N= Neues Rathaus und ganz neues Rathaus

©FWTM / Mende

Auf halbem Weg zwischen Hauptbahnhof und Münster liegt der beschauliche Rathausplatz. Hier stehen in unmittelbarer Nachbarschaft das Alte und das Neue Rathaus. Alt bezieht sich hier auf das 14. Jahrhundert, als die Stadt mehrere Gebäude am Franziskanerplatz erwarb, um dort die Kanzlei des Stadtschreibers einzurichten, 1557 beauftragte man mangels Platz einen Neubau. Dort befindet sich auch ein Renaissanceportal mit dem Freiburger Stadtwappen und dem Bindenschild von Österreich, zu dem Freiburg damals gehörte. Das Gebäude wurde mehrmals umgebaut und beherbergte zeitweise auch den Landtag der Markgrafschaft Baden. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Rathaus schwer beschädigt und beim Wiederaufbau in den 1950er Jahren modernisiert. Das direkt benachbarte Neue Rathaus geht auf ein Doppelhaus zurück. Der linke Teil wurde zwischen 1545 von einem Arzt erbaut. Die Univer­sität erwarb 1595 das Nachbarhaus und verband es zu einem Gebäudekomplex. Dieser diente der Univer­sität bis 1774 als Collegium Universitatis. 1867 zogen die Mediziner in Neubauten um und das Ge­bäude wurde 1896 von der Stadt erworben und zum Neuen Rathaus umgebaut.

©FWTM-Schwerer

Doch mit dem stetigen Wachstum der Verwal­tung wurden auch die beiden alten Rathäuser zu klein. 2012 entschied man sich für einen großen Neubau für 840 Mitarbeiter im Stadtteil Stühlinger. Das von Christoph Ingenhoven entworfene runde Gebäude beherbergt ein Bürgerservicezentrum, einen Veran­staltungssaal und eine Kindertagesstätte. Das XXL-Rathaus wurde mehrfach für seine Nachhaltigkeit ausgezeichnet und erhielt den Deutschen Nachhal­tigkeitspreis: „Es ist das erste öffentliche Gebäude der Welt, das mehr Energie erzeugt als es verbraucht“, dank der großen Solarflächen. Zum Ensemble von Rathaus und Landratsamt gehören noch zwei weitere Gebäude, die sich derzeit im Bau bzw. in der Pla­nung befinden.

O= Oberau

Nicht weit von der Freiburger Altstadt findet sich ein Erholungsgebiet, das sich perfekt für die Entspannung zwischen den Veranstaltungen der Frühjahrstagung eignet.

Ein Rundgang zwischen Oberau- und Sandfang­brücke bietet einen Ausflug in romantisches Grün. Die Stimmung dort ist entspannt. Reiher lassen sich beim Fischefangen beobachten. Die Route verläuft entlang der Dreisam. Man startet am Besten am Schwabentor, geht vorbei an kleinen Geschäften, in der Kartäuserstraße. An der Ecke Mühlenstraße rechts ab und am Ende links in die Oberau. Man kommt an einer Brauerei vorbei. Im weiteren Verlauf begleiten die Weinreben des Hirzbergs und das leise Geplätscher der Dreisam den Weg. Im April dürfte die Badestelle an der Drei­eckswiese noch nicht so attraktiv sein wie in späteren Monaten, aber man sollte sie sich merken. Die letzten Meter der Strecke verweisen auf die einst gewerblich-industrielle Prägung der Oberau. Zurück in die Stadt geht es über Fabrikstraße und die Kartäuserstraße. Hier ist am früheren Standort der Seidenzwirnerei Mez der Südwestfunk eingezogen.
Start/Ziel: Schwabentor, Streckenziel: Dreieckswiese, Länge: 4,6 km | 1-2 h. Kinderwa­gen- und Frühjahrstagungsbesucher geeignet

P= Pischko

Er gehört zu Freiburgs Nachtleben und genießt unter dem Feiervolk und Studierenden hohes Ansehen: Biermann Pischko, der als illegaler Einwanderer seit den 90er Jahren Bier auf öffentlichen Plätzen in Freiburg verkauft. Fluppe, Cappy und sein klappriges Rad sind dabei Markenzeichen. In einer Stadt, in der bis vor kurzem das selbstverwaltete „Kyosk“ der einzige echte Späti war, konnten sich Studie­rende in lauen Sommernächten auf ihn und sein Oettinger verlassen. Doch der radelnde Schankwirt hat auch eine bewegte Vita. In seiner Autobiografie, die dank vieler Unterstützer erscheinen konnte, schildert er auf 600 handschriftlichen Seiten in Tür­kisch von seiner schwierigen Kindheit in der Türkei, seiner kurdischen Identität, einem Strafver­fahren wegen Brandstiftung und anderen Heraus­for­derun­gen in Deutschland. Über sein Freiburg schreibt Pischko: „Ich aber lebe in der Tiefe, in meiner dunklen Kammer, auf dunklen Straßen, auf Schleich­we­gen, in allen Schlupfwinkeln der Stadt habe ich gute und schlechte Erinnerungen versteckt.(..) Ich liebe diese Stadt mit all ihren Men­schen, ich bin dankbar für die Liebe und den Respekt vieler Menschen in dieser Stadt. Ich frage mich manchmal, was ich denn dafür getan habe. 'Ich verdiene das doch gar nicht.“

Q= Queen Betty BBQ

© Betty_BBQ_Pressebild_BRUNNEN_MUENSTERPLATZ_Fotostudio_SKUB_Freiburg

Betty BBQ ist eine Freiburger Ikone. Wenn die Schwarzwald-Drag-Queen durch Freiburg flaniert, hat sie oft Gruppen im Schlepptau, denen sie die lokale Kneipenszene oder Freiburgs Geschichte näherbringt. Die Grande Dame des Showgeschäfts hat zwar ihre eigene Eventagentur und einen Werbever­trag für Freiburger Schnäpsle, dem allen übergeordnet steht aber ein größeres Ziel: Freiburg bunter machen. Seit Jahren setzt sich Freiburgs Mutti für Gleichberechtigung ein und hat mit ihrer offenen Art sicher schon bei vielen Menschen gute Laune verbrei­tet. Zudem ist sie eine von neun Jubiläums­botschaf­te­rinnen und -botschaftern Freiburgs zum 900-jähri­gen Stadtjubiläum. Denn eins ist klar – Betty BBQ kann viel mehr als Party machen und Schorle trinken – vor allem gelingt es ihr, Menschen aller Art zusammenzubringen und glücklich zu machen.

R= Radio Dreyeckland

Radio Dreyeckland (RDL) wurde 1977 als Radio Verte Fessenheim gegründet und ist vermutlich das älteste Freie Radio Deutschlands. Ursprüng­lich als politischer Piratensender gegen Atomkraft­wer­ke entstanden, benannte er sich 1981 in Radio Dreyeck­-
land um. Der Sender sendet grenzüberschreitend im Dreiländereck Schweiz, Frankreich, Deutsch­land. François Mitterrand unterstützte eine Petition zur Legalisierung nach einer Razzia gegen den Sender, er trug dazu bei, dass der Sender in Frankreich legalisiert wurde. Das deutsche Radio sendet seit Ende der 1980er Jahre aus Freiburg. RDL erweiterte bald sein Themenspektrum auf besetzte Fabriken und den Häuserkampf in Freiburg. 1985 begannen legale Sendungen aus Freiburg, und 1988 erhielt RDL eine offizielle Lizenz für lokalen Hörfunk. Der Begriff „Dreyeckland“ bezieht sich auf die Regionen um das Dreiländereck.

Am 17. Januar 2023 durchsuchte die Polizei die Redaktion und die Wohnungen zweier Redakteure. Der Sender hatte in einem Artikel die Domain des Archiv der verbotenen Website Linksunten.indymedia verlinkt, was zu der Razzia führte. Dieses harte Vorgehen der Staatsanwaltschaft wurde als rechtswidriger Angriff auf die Pressefreiheit kritisiert und startete eine Welle von Prozessen.

Das Landgericht Karlsruhe entschied, die An­klage der Staatsanwaltschaft nicht zuzulassen, da die Verlinkung als Teil journalistischer Aufgaben angesehen wurde. Nach einer Beschwerde der Staatsanwaltschaft hat das Oberlandesgericht Stuttgart das Hauptverfahren gegen einen Redak­teur eröffnet und die Anklage wegen Verstoßes gegen ein Vereinigungsverbot zugelassen. Das Land­gericht Karlsruhe hob seine vorherige Entschei­dung zu den Hausdurchsuchungen auf und entschied, dass die Durchsuchungen rechtswidrig waren. Diese Entscheidung wurde jedoch durch einen Beschluss des Oberlandesgerichts nach abermaliger Beschwerde der Staatsanwaltschaft aufgehoben. Die Gesellschaft für Freiheitsrechte und Radio Dreyeckland legten gegen diese Entscheidung Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein, damit dieses endgültig klärt, ob die Presse „Link_Extremismus“ betrieben hat.

S= Wolfgang Schäuble

Kaum ein Badener hat die Weltpolitik so beeinflusst wie Wolfgang Schäuble. Der Sohn eines Prokuristen und CDU-Abgeordneten wurde in Freiburg geboren und wuchs mit drei Brüdern in Hornberg auf. Alle drei traten nach dem Jurastudium an der Universi­tät Freiburg in die CDU ein. Frieder Schäuble war Rechtsanwalt, Thomas Schäuble war Abgeordneter und Minister in Baden-Württemberg und zuletzt bis zu seinem Tod Geschäftsführer der landeseigenen Badischen Staatsbrauerei Rothaus. Doch Wolfgang Schäuble stellte die beiden in den Schatten. Als junger Innenminister wurde er bei einer Wahlkampf­veranstaltung von einem psychisch Kranken verletzt und saß seitdem im Rollstuhl, doch Mitleid oder eine Sonderbehandlung wollte er dafür nie. Kaum ein politisches Amt war vor ihm sicher, sein politischer Zögling Friedrich Merz sagte bei seiner Beerdigung: „Er hätte Kanzler werden müssen“. Ob als Verhandlungsführer bei der Wiedervereinigung, in der CDU-Spendenaffäre oder bei der Bewältigung der Eurokrise als Bundesfinanzminister - keine Aufgabe und keine Krise schien ihn zu überfordern. Die schwarze Null, die seiner eher schwäbischen Sparmentalität entspringt, ist nur eines seiner Ver­mächtnisse. Mit seiner Frau Ingeborg hat er vier erfolgreiche Kinder: Christine Strobl, Programmdi­rek­torin der ARD und Ehefrau von CDU-Innenmini­ster Thomas Strobl, Juliane Schäuble, die als Korres­pon­dentin für den Tagesspiegel aus Washington berichtet, Rechtsanwältin Anna Schäuble und Hans-Jörg Schäuble, der beim KI-Vorzeige-Startup Aleph Alpha arbeitet. Seit Jahrzehnten gestaltet die Familie Schäuble die Region und das Land mit.

S= Schlossberg

„Was das Münster für die Seele, ist der Dattler für die Kehle!“ (Dr. Felix Fleischer)

Mit diesem Spruch lädt das Restaurant Dattler am Schlossberg die Teilnehmer der vfm-Frühjahrstagung am Montagabend zum VFM-CONNECT, oder wie der Freiburger sagt, zum „Zämme kumme“. Der Schlossberg ist ein 456,1 Meter hoher Berg im Stadtgebiet von Freiburg im Breisgau östlich der Altstadt, den man mit der Schlossbergbahn, einem Schrägaufzug erreicht. Der Schlossberg von Frei­burg verdankt seinen Namen der Höhenburg „Castrum de Friburch“, die um 1091 von Herzog Berthold II. von Zähringen erbaut wurde. Im Laufe der Jahrhun­derte wurde der Schlossberg Schauplatz für verschiedene Schlösser, Burgen und Befestigungsan­lagen. Heute dient er als Naherholungsgebiet.

S= SWR Studio Freiburg

©SWR Studio Freiburg/Jürgen Pollak

Seit 75 Jahren sendet der Südwestrundfunk, früher Süddeutscher Rundfunk (SRF), aus Freiburg. Das SWR-Studio Freiburg berichtet aus der grenzüberschreitenden Region Südbaden, Elsass und Nordwest­schweiz. Ergänzt wird das Studio im ländlichen Raum durch Regionalbüros in Villingen-Schwenningen, Lörrach, Waldshut und Offenburg; insgesamt arbeiten rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Studio und in den Regionalbüros. Herzstück des Studios Freiburg ist jedoch das Experimentalstudio, ein renommiertes Tonstudio und Labor für Neue Musik. Seit seiner Gründung 1971 hat es sich als weltweit führend in der Produktion elektronischer und live-elektronischer Musik etabliert. Das Studio wurde auf Initiative von Heinrich Strobel und Otto Tomek gegründet, um die Zusammenarbeit zwischen Komponisten, Musikinformatikern und Klang­regisseuren zu fördern. Das Experimental­studio hat mit namhaften Komponisten wie Karlheinz Stock­hausen, Luigi Nono, John Cage und anderen zusammengearbeitet. Die Zusammenarbeit erstreckt sich auf verschiedene musikalische Stile und umfasst die Entwicklung neuer künstlerischer Verfahren und die Produktion musikalischer Werke. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Arbeit des Studios ist die Konzeption von Aufführungen.

T= Tagung

Noch nie gab es eine Frühjahrstagung des vfm oder der Fachgruppe 7 in Freiburg. Man fragt sich, warum eigentlich nicht? Und beim Stöbern in alten Unterlagen fällt plötzlich auf: Unsere Vorgänger waren doch schon einmal hier. Und zwar tagte die Fachgruppe 7 im Verein Deutscher Archivare im Rahmen des Deutschen Archivtags in Freiburg (10. Oktober 1967) mit immerhin 35 Teilnehmern. Die Veranstaltung, “Fachgruppensitzung” genannt, fand im “ehrwürdigen Kaufhaus am Münsterplatz in der Stube des Breisgau-Geschichtsvereins” statt. In den Vorträgen ging es um “Das Pflichtexem­plar­recht in den neuen Landespressegesetzen”, “Pres­searbeit bei Krupp”, “die Arbeit des Mikrofilmar­chivs der deutschsprachigen Presse”. Am zweiten Tag (11. Oktober 1967) wurden die Tagenden im Verlagsgebäude der Badischen Zeitung hochrangig empfangen. Hier gab es zunächst einen Vortrag des Herder-Verlags über “Archiv und Konversationsle­xikon - Parallelen ihrer Struktur”, bevor eine angeregte Diskussion über die “Möglichkeiten des Einsatzes von Computern zur Satzherstellung” die Teilnehmenden in Atem hielt. Ging es dabei doch neben den technischen Details auch um die große Gefahr einer erheblichen Fehlinvestition hinsichtlich der anstehenden Kosten für die Systeme. Diese neuen Verfahren zur Satzherstellung wurden laut Protokoll der Veranstaltung in Deutschland im Jahr 1967 immerhin schon in 14 Betrieben angewendet. Nun, im Jahr 2024, also 57 Jahre später, machen sich wieder Mediendokumentare auf in die Metro­pole im Breisgau.

U= Universitätsbibliothek

Die Universitätsbibliothek Freiburg sollte ein architektonisches Juwel in der Zähringerstadt werden, vom „Bilbao-Effekt“ war die Rede, doch in den Jahren seit der Eröffnung 2015 kam es anders. Der selbstbewusste Bau landete wegen zahlloser Bau­mängel und Fauxpas auf den Plätzen eins bis drei der verrücktesten Universitätsbibliotheken Deutsch­lands, gekürt vom NDR-Satiremagazin Extra 3. 23 Millionen Euro teurer als geplant, glänzte der Prunkbau der Geisteswissenschaften nicht nur mit Superlativen und Ökologie, nein, auch die Fassade spiegelte so stark, dass Autofahrer geblendet wurden. Als Folge wurden Sonnensegel installiert, mehrere Wasserschäden, blockierende Drehtüren, kein Handyempfang und eine Belüftung, die so schlecht ist, dass es bei MitarbeiterInnen der Universität zu Gesundheitsproblemen gekommen ist, zuletzt Fas­sadenteile, die auf den Gehweg stürzten. Statt einen ausreichend dimensionierten und nutzungsorientierten Neubau zu bauen, hat Freiburg nun viel Publicity, allerdings nicht im Sinne eines Guggen­heim-Museums. Ein Gutes hat der dunkle Juwel am Platz der Alten Synagoge aber: Netflix nutzte die UB für seine Serie Biohackers als Motiv. Denn mit filmi­schen Mitteln lassen sich bekanntlich kleine Mängel gut kaschieren, in der Story tauchten sie nicht auf.

V= Vauban

©FWTM-Spiegelhalter

Das Quartier ist Freiburg unter einem Brenn­glas - auf dem ehemaligen Kasernengelände der französischen Streitkräfte entstand um die Jahrtau­sendwende ein Stadtteil, der wie kaum ein anderer die moderne süddeutsche, grün-schwarze Mittel­schicht repräsentiert. Passivhäuser, Mehrgeneratio­nenhäuser, alles nach höchsten Standards gebaut, die geringste Autodichte, die höchste Lastenrad­dichte, saftige Mieten - Vauban ist eine moderne Interpre­tation der Bourgeoisie. Doch Freiburg wäre nicht Freiburg, wenn sich nicht auch Graswurzelbewe­gun­gen ihren Raum zurückerobern würden: Als die Wagenburgler - eine Gruppe Autonomer, die mit ihren uralten Diesellastern und Wohnwagen aus den 60er und 70er Jahren ihren Platz vor der Stadt räumen mussten, zogen sie auf ein Baufeld zwischen den Feng-Shui-optimierten Öko-Prachtbauten und ließen sie sich dort natürlich in bester Gesellschaft nieder. Nach einiger Zeit, Gerichtsverhandlungen und Demonstrationen folgte die Zwangsräumung mit ent­sprechenden Auseinandersetzungen mit der Exe­ku­tive. Die Wagenburgler sind in die direkte Nach­bar­schaft gezogen und bereichern nun friedlich einzelne Parkplätze und Straßen des Vorzei­geviertels mit ihrer unkonventionellen Lebensform.

W= Weltkarte

Wer kommt schon auf die Idee, dass die Stadt Freiburg Ausgangspunkt für eine Weltkarte sein könnte und darüber hinaus namensgebend für einen ganzen Kontinent gewesen sein könnte? Tat­sächlich scheint das zu stimmen. In Offenburg am Rhein im “Ritterhaus” findet sich die sogenannte Globussegmentkarte von Martin Waldseemüller aus dem Jahr 1507. Diese zeigt eine in Segmente aufgeteilte Weltkarte.

Der Geschichte nach hat der in Wolfenweiler süd­lich von Freiburg geborene Waldseemüller diese Karte entworfen und dafür gesorgt, daß der gerade neu entdeckte Kontinent im Westen der Welt “America” heißen sollte - wohl nach dem Entdecker Amerigo Vespucci, der vor allem in Südamerika unterwegs war. In der Sendung „Wer wird Millionär“ von Günter Jauch war die Frage, in welcher deutschen Stadt Ame­rika seinen Namen erhalten hat, 32.000 Euro wert.

X= X für U Buchhandlung

Das ist schon eine sehr besondere Buchhand­lung.

Eigentlich ein Comic-Laden.

In der Rempart­straße 7 stößt man auf die X für U Buchhandlung.

Nicht verwechseln mit dem Online-Shop X für U! Den gibt es auch, aber die Buchhandlung weist auf ihrer Website darauf hin, daß diese beiden Firmen nichts miteinander zu tun haben. Im Frei­burger Co­mic-Laden findet man Comics aller Art. Und wenn man etwas Spezielles sucht, sind die Inhaber gerne dabei behilflich. Es gibt auch zahlreiche schöne Bücher und Plakate, Kalender und Spiele, Bilder und Postkar­ten. Es lohnt sich: einfach reingehen und stöbern...

Y= Freiburger Y

 

©bfbfbfbf

Das Freiburger Y ist vielleicht für alle interessant, die sich mit Öffentlichen Verkehrsmitteln in der Freiburger Umgebung umsehen wollen. Ab Dezember 2019 betreibt die Südwestdeutsche Ver­kehrs-Aktiengesellschaft (SWEG) das sogenannte Netz 9b „Freiburger Y“. Das Netz 9b umfaßt die Strecken Freiburg – Denzlingen – Waldkirch – Elzach (Elztalbahn), Riegel-Malterdingen – Endingen am Kaiserstuhl – Sasbach am Kaiserstuhl – Breisach (Kaiserstuhlbahn) und Bad Krozingen – Staufen – Münstertal (Münstertalbahn). Die Verwendung des Y als Streckenbezeichnung ist schon sehr gewagt, wenn man sich die Karte des Netzes ansieht.

Z= Zinnfigurenklause am Schwabentor

Das Schwabentor wirkt gegenüber dem Martinstor wie der graue, unscheinbare Bruder, der nicht den schönen Weg in die mondäne Schweiz, sondern direkt in den düsteren Schwarzwald öffnet. Doch im Innern tut sich ein wahres Kleinod auf: Auf Dutzen­den von Dioramen werden mit Hilfe von 10.000 Zinn­figuren wichtige Momente der regionalen Geschichte dargestellt. Ob Badische Revolution, Bauernkrieg oder Reformation, 50 Stufen über der Gasse wird dafür gesorgt, dass Struve, Hecker und Co. nicht in Vergessenheit geraten. Der Standort des Museums ist kein Zufall: Am Schwabentor endete am Ostermon­tag 1848 das letzte Gefecht zwischen den anrückenden Bundestruppen und den badischen Republika­nern, die Freiburg seit Tagen in ihrer Gewalt hatten.


Der Freiburger Jurist Karl von Rotteck versuchte noch, seine rund 2000 Freischärler davon zu überzeugen, dass Widerstand gegen die Übermacht der Regierungssoldaten zwecklos sei. Doch die Aufstän­dischen hielten die Niederlage des Revolutions­füh­rers Hecker zwei Tage zuvor für ein Gerücht (Fake News), wollten weiterkämpfen und wählten Georg von Langsdorff zu ihrem neuen Anführer. Nach der blutigen Einnahme der Stadt durch Kriegsminister Friedrich Hoffmann und seine Truppen wurde von Rotteck verhaftet und im Frühjahr 1849 wegen Hoch­verrats angeklagt. Er emigrierte in die USA, wurde Farmer, blieb aber politisch aktiv und wählte 1860 als Delegierter Abraham Lincoln mit zum Präsident­schaftskandidaten der Republikaner.

Z= Zum Roten Bären

©FWTM-Spiegelhalter

Das Gasthaus “Zum Roten Bären” gilt als der älteste Gasthof Deutschlands. Kein anderes Gasthaus kann seine Geschichte so lückenlos belegen. Seine erste Erwähnung als Gasthaus liegt in der Grün­derzeit Freiburgs um 1120. Durchgehend belegt ist die Existenz des Bären als Wirtshaus seit 1311, als Hanmann Bienger im damaligen „Würt zem roten Bern“ seine Gäste mit Speisen und Getränken versorgte. Aus dem romanischen Haus wurde im Laufe der Zeit ein stattliches Renaissance-Gebäude. Nachdem der Gasthof im Jahr 1744 durch eine Sprengung der Franzosen beschädigt worden war, wurde das bis dahin romanisch-gotische Arkadenhaus zum größten Teil abgerissen und das heutige barocke Gebäude errichtet. Auf der Fassade des heutigen Hauses, die einer pastellfarbenen Malerei aus der Renaissance nachempfunden wurde, sind die Siegel der Bärenwirte zu sehen, mit denen sie seinerzeit die Urkunden siegelten.


©FWTM-Cozort

Heute schmückt ein goldener Bär das Aushängeschild der Gaststätte. Denn das Wort „gold“ wurde im Mittelalter oft als Synonym für “rot” genannt.

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Esther Arroyo Garcia, Eva Krause, Fabian Linder, Ute Mader, Anna-Maria Seiker, Hans-Gerhard Stülb und für die online Version Hiltrud Lehmkühler