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Bericht der Frühjahrstagung  vom 7.-10. Mai 2000 in Weimar 

Neue Dienstleistungen, Berufsbilder, Ressourcen

In: INFO 7, 1/2000

Frühjahrstagung der Fachgruppe 7 in Weimar (7. bis 10. Mai 2000)

Weimar bereitete acht Monate nach dem Deutschen Archivtag den Medienarchivaren abermals einen freundlichen Empfang. Das Jugend- und Kulturzentrum "mon ami" am Goetheplatz bot den rund 160 Teilnehmern ausreichend Platz für Plenar- und Arbeitsgruppensitzun- gen, für einen geselligen Abend mit Buffet, und es gab sogar noch einen Raum für Aussteller aus der Archiv- und Informationswirt- schaft. Die örtliche Thüringische Landeszeitung (TLZ) hatte am Wochende zuvor der Tagung eine ganze Seite ihrer Samstagsbeilage gewidmet;TLZ-Chefredakteur Hans Hoffmeister reihte sich als einer der Gastgeber unter die Grußredner - darunter auch VdA-Vorsitzender Dr. Nobert Reimann - zur Tagungseröffnung ein. Schließlich fehlte auch nicht der Empfang im Rathaus, bei dem es sich Oberbürgermeister Dr.Volkhardt Germer nicht nehmen ließ, wenige Tage vor seiner Wiederwahl persönlich über den genius loci seiner an genialer Vergangenheit so reichen Stadt vor den Gästen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden zu sprechen und sich anschließend noch mit dem Fachgruppenvorsitzenden - Germanisten unter sich - nicht über Goethe, dafür umso länger über Christoph Martin Wieland zu unterhalten.

Traditionell am Vortag zu den Sitzungen war eine Stadtführung für die bereits Angereisten im Angebot. Rita Seifert, eine Kollegin aus dem Universitätsarchiv Jena, vermittelte einen nachhaltigen Eindruck von Stadt und Geschichte, indem sie sich dabei auf einige historische, architektonische und landschaftliche Glanzpunkte Weimars konzentrierte. Abends, auf der Dachterasse des historischen Kasseturms, bewirtet von Mitgliedern des Weimarer Studentenclubs, nutzten die bereits Eingetroffenen die Gelegenheit zum ersten geselligen Erfahrungsaustausch.

Es war die 40. Frühjahrstagung der Fachgruppe 7 im VdA. Mit einer Unterbrechung haben seit 1960 jährlich solche Treffen stattgefunden, was den Fachgruppenvorsitzenden bei seiner Begrüßung veranlaßte, den thematischen Bogen von den Themen der 60er Jahre ("Tätigkeitsmerkmale der Presse- auswerter", "Systematik des HWWA-Presseausschnitt- archivs" u.a.) zum Medien- Informations-Management in der "New-Media-" und "Online-Multi- media-Branche" des Jahres 2000 zu schlagen.

"Neue Dienstleistungen", "Ressour- cen", "Berufsbilder" - das waren die dem Obertitel Medien- Informations-Management beigege- benen Stichworte, die auch thematisch in dieser Folge die drei Sitzungstage strukturierten. Mit seinem Eröffnungsvortrag steckte Klaus von Prümmer, Managing Editor und IT-Direktor der IFRA (der internationalen Organisation für Zeitungstechnik), gewissermaßen das Terrain für die "neuen" Dienstleistungen der Medienbarchivare ab. Er konnte dabei auf seine früheren Erfahrungen als Chef vom Dienst bei der FAZ und der Schwäbischen Zeitung zurückgreifen und plädierte für eine Umorientierung in den Redaktionen der Medienhäuser, hin zu mehr Teamarbeit und Partnerschaft zwischen Journalisten und Dokumentaren bzw. Archivaren in gemeinsamer Dienstleistung sowohl für die Anstalten und Verlage als auch für das Publikum.

Am Montagnachmittag stellte Michael Diesing von Argus Media die spezielle Dienstleistung der "Medienbeobachtung" in seinem Hause vor. Ernst Munzinger folgte mit einer schwäbisch-humorig vorgetragenen Präsentation seines "Munzinger Intranet Archiv". Die digitale Publikation der Informations- dienste aus Ravensburg, angeboten auf CD-Rom oder als Bestandteil des je eigenen Intranets, verbindet die bekannten Inhalte (Personen-, Länder-, Sport-, Pop-, Gedenktage-Munzinger) mit modernster Update- Technik. Ergänzend hierzu konnte beim gemeinsamen Vortrag von Britta Tepperwien und Fritz Hellms die Umwandlung des bisher auf Papier basierenden Bildarchivs des Süddeutschen Verlags zu einem Bestandteil des E-Commerces der DIZ München GmbH, eines gemeinsamen Dienstleistungs- unternehmens von SV und Bayerischem Rundfunk, verfolgt werden.

Das Dienstagsprogramm widmete sich hauptsächlich der Ressourcen-Frage, auch nachmittags bei den Arbeitsgruppen. Nach einem mit viel Interesse aufgenommenen Einführungsreferat über "Human Resources Management" von Claus Peter Müller-Thurau (Hamburg), das mit anschaulichen Beispielen die nach wie vor zentrale Bedeutung des "Human-Kapitals", der sozialen und psychologischen Kompetenz im Wertschöpfungsprozeß, heraushob, sollten Dr. Dieter Gessner (SPIEGEL- Dokumentation), Clemens Winter (SWR) und Richard Lehner, zusammen mit Günter Mühlberger, (Europa-Projekt LAURIN) in Kurzbeiträgen von der "Navigation über heterogene Bestände - Rezepte für einen Ressourcen-Mix" handeln, verfehlten jedoch leider sowohl die Zeitvorgabe als auch das Thema: die jeweilige Befangenheit im eigenen Projekt - Digitalisierunmg bei SPIEGEL und SWR, Poolbildung einiger europäischer Ausschnittarchive - die dringend gebotene Diskussion über eine spannende Materie erst gar nicht aufkommen.

Der Nachmittag gehörte den Arbeitsgruppen. Bei der AG Input/Output (Moderation: Hanna Klenk-Schubert, Stuttgarter Zeitung(/Stuttgarter Nachrichten) verteilte sich die Aufmerksamkeit auf Kundenorientierung in kleineren Archiven (Jörg Bischoff, Südwestpresse), auf getestete Fortschritte bei der automatischen Indexierung (Günter Peters, G+J-Textdokumentation), auf das Intranet des FAZ-Archivs (Franz-Josef Gasterich) und auf eher praktische Anwendungen der alten Definitionsproblems "Information und Wissen" (Dr. Thomas Gerick, U.S.U.AG, Möglingen). Die Multimedia-AG unter der bewährten Leitung von Dr. Heiner Schmitt (ZDF) widmete sich der "SAT1-Presselounge" im Internet (Nicole Mattig-Fabian und Stephane Chassaing de Bourdeille, Sat1-Online), den multifunktionalen Anforderungen an die Datenbanken von Spiegel-Online (Ulrich Booms) und dem ZDF-Modell eines Multimedia-Archivspeichersystems für Online-Dokumente (Carmen Lingelbach-Hupfauer). Nur wenige Teilnehmer hatte die AG Tondokumente, traditionell der Treffpunkt der IASA-Ländergruppe Deutschland/Deutschschweiz auf der Frühjahrstagung, so daß unter der Leitung von Albrecht Häfner (SWR) die Berichte von Kurt Degeller (Memoriav) und Pio Pelizzari (Fonoteca Nazionale Svizzera) über die jeweiligen Datenbankprojekte unter den Kollegen rasch abgehandelt waren.

Ausgesprochen lebendig gestaltete sich der letzte Tag mit den Beiträgen zur Berufsbild-Frage. "Dokumentarische Kompetenz in der New Media Branche" und "Dokumentare in der Redaktion" - das wurde differenziert beleuchtet: mit der Präsentation interessanter Untersuchungsergebnisse an der FH Hamburg (Nicole Falke, Kai Storm) und beim ehemaligen Südwestfunk (Veit-E. Jauß) einerseits und dem packenden Erfahrungsbericht eines waschechten Dokumen- tationsredakteurs beim SWR (Horst Basting) andererseits. Wolfgang Basten vom Arbeitsamt Hamburg schätzte schließlich die Aussichten für neue Berufe in der Medienbranche aus der Sicht eines Arbeitsvermittlers ein, wobei er auch auf die aktuelle Greencard-Diskussion für Computerspezialisten einging und den bekannten Wehrmutstropfen dazugab, daß fachliche Qualifikation und Beweglichkeit leider nichts nützen, wenn ein gewisses Alter überschritten ist.

Insgesamt kann der 40. Frühjahrstagung der Fachgruppe 7 im VdA eine gute Vorbereitung, unterstützt auch durch den Kollegen Dr. Volker Wahl am Ort, ein erfolgreicher Verlauf und ein innen wie draußen freundliches Klima bescheinigt werden. Es hat sich wieder einmal bewahrheitet, daß es sich nicht nur in den großen Medien-Metropolen im Kreis der Medienarchivare und -dokumentare gut tagen läßt.

Eckhard Lange

 


02.03.2009