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Erschienen: Heft 2023/1 mit dem Schwerpunkt Recht
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26 Bonner Kostbarkeiten - ein Vademecum zum Tagungsort 2018

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Moby Dick

Am 18. Mai 1966 meldeten in Duisburg zwei Binnenfischer der Wasserschutzpolizei einen weissen Wal im Rhein. Die Beamten machten bei den Schiffern einen Alkoholtest, der negativ verlief. In der Regel halten sich Belugawale in den arktischen Gewässern von Alaska, Kanada, Russland und Norwegen auf. Was für eine Sensation auch für Bonn, als das vier Meter lange Tier, das zuerst in Duisburg gesichtet wurde, auch an der Bundeshauptstadt vorbei schwamm. Und man bedenke, der Rhein war in den 60iger Jahren eine warme, chemieverseuchte, stinkende Brühe. Den weißen Wal schien das nicht sonderlich zu irritieren.

Am 13. Juni sprengte die zoologische Sensation sogar eine internationale Pressekonferenz zum Thema NATO und EWG. Als das Tier das Bundeshaus passierte, hielt die Weltpolitik kurz inne, und alle Teilnehmer eilten an den Rhein, um Moby Dick – wie der Wal im Rheinland schnell getauft wurde – zu bewundern. Der General-Anzeiger schrieb in seiner Berichterstattung am 14. Juni 1966: „Die Journalisten ließen NATO NATO und EWG EWG sein und stürmten ans Rheinufer, um Moby Dick zu sehen. Einige Sekretärinnen warfen aus Mitleid mit Moby ihre Butterbrote in den Rhein“. Auch die streng geschützte Bannmeile wurde kurz durchbrochen, weil auch die Ordnungshüter den Wal bestaunen wollten.

Auch einer Treibjagd mit Netzen und Betäubungspfeilen entwischte er immer wieder erfolgreich. Aktivisten versuchten, die Jagd zu stören, und Proteste der Bevölkerung und offizielle Proteste aus den Niederlanden führten dazu, dass die deutschen Einfangversuche eingestellt wurden und Moby Dick nach einer fast 1.000 Kilometer langen Odyssee im Rhein das offene Meer bei Hoek van Holland erreichen konnte. Dort wurde er am 16. Juni zum letzten Mal gesichtet.

Das Rätsel des ungewöhnlichen Rheinschwimmers konnte erst im Nachhinein aufgeklärt werden:
Ursprünglich sollte der Wal per Schiffstransport in einen englischen Zoo gebracht werden. Das Schiff kenterte beinahe bei einem Orkan und der Wal wurde in die Nordsee gespült.

Der weiße Wal im Rhein gilt als ein Beginn der Tierschutz- und Umweltbewegung in Deutschland.

  Letzte Änderung: 21.03.2018